Das Mikrobiom: Der Schlüssel zu einem gesunden Leben
- Healmelady
- 1. Juli 2024
- 8 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 28. Apr.
Stell dir vor, in dir leben Billionen von kleinen Helfern, die Tag und Nacht daran arbeiten, deine Gesundheit zu unterstützen. Diese winzigen Organismen, die zusammen dein Mikrobiom bilden, sind der Schlüssel zu vielen Aspekten deines Wohlbefindens.

Inhaltsverzeichnis
Was ist das Mikrobiom?
Das Mikrobiom besteht aus einer riesigen Gemeinschaft von Mikroorganismen, einschließlich Bakterien, Viren, Pilzen und Archaeen, die in und auf unserem Körper leben. Das Darmmikrobiom umfasst etwa 100 Billionen Mikroorganismen und übersteigt die Anzahl der menschlichen Zellen im Körper. Diese Mikroben spielen eine zentrale Rolle in der Verdauung, dem Immunsystem und vielen anderen Körperfunktionen.¹
Entwicklung und Vielfalt des Mikrobioms
Das Mikrobiom entwickelt sich bereits bei der Geburt und wird durch Ernährung und Umweltfaktoren beeinflusst. Die Zusammensetzung des Mikrobioms variiert individuell und wird durch Faktoren wie Ernährung, Genetik und Umwelt beeinflusst. Wichtige Bakterienstämme sind Bacteroidetes und Firmicutes, gefolgt von Proteobacteria, Fusobacteria, Tenericutes, Actinobacteria und Verrucomicrobia.² Verschiedene Ernährungsweisen führen zu unterschiedlichen mikrobiellen Gemeinschaften:³
Vegetarier: Vorwiegend Prevotella
Abwechslungsreiche Diät: Dominiert von Ruminococcus
Fleischfresser: Dominiert von Bacteroides
Unsere Ernährung spielt eine entscheidende Rolle bei der Zusammensetzung des Mikrobioms. Eine abwechslungsreiche, pflanzenbasierte Ernährung mit ausreichend Ballaststoffen fördert eine vielfältige und stabile Mikrobiota.
Der Einfluss der Ernährung auf das Mikrobiom zeigt sich auch darin, wie schnell Veränderungen in der Ernährungsweise die mikrobielle Gemeinschaft im Darm beeinflussen können. Eine Studie fand heraus, dass bereits nach wenigen Tagen einer neuen Diät signifikante Änderungen in der Mikrobiota-Zusammensetzung auftreten können. Diese Flexibilität des Mikrobioms ermöglicht es uns, durch gezielte Ernährungsanpassungen unsere Darmgesundheit zu verbessern und somit unsere allgemeine Gesundheit positiv zu beeinflussen.³
"Deine Nahrungsmittel seien deine Heilmittel.” Hippokrates
Das Mikrobiom und seine Rolle bei Krankheiten
Das Darmmikrobiom spielt eine wichtige Rolle bei der Aufrechterhaltung unserer Gesundheit, und Dysbiosen - Ungleichgewichte in der mikrobiellen Gemeinschaft - wurden mit einer Vielzahl von Krankheiten in Verbindung gebracht.

Fettleibigkeit und Stoffwechselerkrankungen
Ein Ungleichgewicht im Mikrobiom, auch Dysbiose genannt, wurde mit Fettleibigkeit und Stoffwechselerkrankungen in Verbindung gebracht. Studien zeigen, dass niedrige Mengen an Bacteroidetes und hohe Mengen an Firmicutes die Energiegewinnung aus der Nahrung beeinflussen und so zur Gewichtszunahme beitragen können.⁴
Zusätzlich zu ihrer Rolle bei der Energiegewinnung beeinflussen Darmmikroben auch den Fettstoffwechsel und die Speicherung von Fett. Sie produzieren kurzkettige Fettsäuren (SCFAs) wie Butyrat, Propionat und Acetat, die wichtige Energiequellen für die Darmzellen sind und Entzündungen im Körper reduzieren können. Ein gesunder Fettstoffwechsel ist entscheidend für die Prävention von Fettleibigkeit und damit verbundenen Erkrankungen wie Typ-2-Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen.⁴
Entzündliche Darmerkrankungen
Dysbiosen sind häufig auffindbar bei entzündlichen Darmerkrankungen wie Morbus Crohn und Colitis ulcerosa. Diese Krankheiten sind durch eine gestörte mikrobielle Gemeinschaft gekennzeichnet, die zu chronischen Entzündungen im Darm führt.¹
Autoimmunerkrankungen
Einige Autoimmunerkrankungen wie rheumatoide Arthritis und Multiple Sklerose wurden ebenfalls mit Veränderungen im Darmmikrobiom in Verbindung gebracht. Beispielsweise wurde eine Zunahme von Prevotella copri bei Patienten mit rheumatoider Arthritis festgestellt.¹ Diese Bakterien könnten das Immunsystem modulieren und so eine Autoimmunreaktion auslösen.
Die Verbindung zwischen Mikrobiom und Gehirn
Die Verbindung zwischen Darm und Gehirn, oft als Darm-Hirn-Achse bezeichnet, ist ein faszinierendes Forschungsgebiet. Das Mikrobiom kommuniziert über neuronale, hormonelle und immunologische Signalwege mit dem zentralen Nervensystem. Dysbiosen können zu neurologischen und psychiatrischen Erkrankungen wie Depressionen, Angststörungen und Autismus beitragen.⁵
Depression und Angst
Studien zeigen, dass Veränderungen im Darmmikrobiom mit depressiven Störungen verbunden sind. Eine Dysbiose kann die Produktion und Regulation von Neurotransmittern wie Serotonin beeinflussen, was zu Stimmungsschwankungen und Angstzuständen führen kann. Probiotika, insbesondere Lactobacillus und Bifidobacterium, haben in einigen Studien gezeigt, dass sie angstlösende und stimmungsaufhellende Effekte haben.⁶
Autismus-Spektrum-Störungen
Kinder mit Autismus zeigen oft eine veränderte Darmflora, einschließlich einer erhöhten Anzahl von Clostridien und einer verminderten Diversität der Mikroorganismen. Diese mikrobiellen Veränderungen können zu gastrointestinalen Symptomen und Verhaltensauffälligkeiten beitragen.⁶
Einfluss des Mikrobioms auf die Hautgesundheit
Das Darmmikrobiom beeinflusst auch die Gesundheit der Haut. Dysbiosen können zu Hautkrankheiten wie Akne, Psoriasis und atopischer Dermatitis beitragen. Eine gesunde Darmflora kann entzündliche Hautzustände verbessern und die Hautgesundheit fördern.²
Akne
Akne ist eine der häufigsten Hauterkrankungen und betrifft Millionen von Menschen weltweit. Viele Studien zeigen, dass ein Ungleichgewicht der Mikroben im Darm die Hautgesundheit beeinträchtigen und zu Akne führen kann. Neben den traditionellen Behandlungen wie topischen Cremes und Antibiotika könnten Probiotika eine vielversprechende Ergänzung darstellen, indem sie das Mikrobiom von innen heraus stabilisieren und Entzündungen reduzieren.⁷
Psoriasis und Ekzeme
Bei Patienten mit Psoriasis wurde eine reduzierte Anzahl von Akkermansia muciniphila und Faecalibacterium prausnitzii festgestellt. Diese Bakterien haben entzündungshemmende Eigenschaften und können das Immunsystem modulieren. Eine gesunde Darmflora kann das Risiko für Psoriasis und Ekzeme verringern.⁷
Mikrobiom und seine Bedeutung für die Fruchtbarkeit
Das Mikrobiom spielt eine wesentliche Rolle in der Reproduktionsgesundheit sowohl bei Männern als auch bei Frauen. Ein ausgewogenes Mikrobiom kann die Fruchtbarkeit verbessern und hormonelle Ungleichgewichte reduzieren.
Männer
Bei Männern kann eine gestörte Darmflora zu Entzündungen im Hoden führen, die die Spermienproduktion beeinträchtigen. Studien zeigen, dass Dysbiose zur Insulinresistenz beiträgt und die Produktion von Sexualhormonen wie Testosteron beeinflusst.⁸
Frauen
Bei Frauen kann eine Dysbiose die Hormonspiegel beeinflussen und Krankheiten wie das polyzystische Ovarialsyndrom (PCOS) und Endometriose fördern. Frauen mit PCOS haben oft eine geringere mikrobielle Vielfalt im Darm.⁹ Eine gesunde Darmflora kann helfen, hormonelle Ungleichgewichte zu vermeiden und die Fruchtbarkeit zu verbessern.
Persönliche Erfahrung
Seit meiner Jugend leide ich unter PCOS und nahm seit ich 13 Jahre alt war die Pille. Trotz mehrerer Versuche, die Pille abzusetzen, rieten mir die Ärzte stets davon ab, ohne jemals meine Blutwerte zu testen oder nach meiner Ernährung zu fragen. Entschlossen, mein Wohlbefinden zu verbessern, begann ich, mich intensiv mit dem Thema zu beschäftigen. Ich passte meinen Lebensstil und meine Ernährung an und begann, täglich Probiotika einzunehmen – zunächst in Tablettenform und später durch probiotikareiche Lebensmittel. Diese Änderungen haben meine Gesundheit grundlegend verbessert. Ich bekomme meine Periode nun regelmäßig ohne die Pille und bei meiner letzten Untersuchung bestätigte meine Frauenärztin, dass es keine weiteren Hinweise auf PCOS gibt.
Wie man ein gesundes Mikrobiom aufbaut
Die Pflege eines gesunden Mikrobioms erfordert eine bewusste Ernährung und Lebensweise. Hier sind einige Tipps, wie du dein Mikrobiom stärken kannst:
Vielfältige Ernährung
Eine abwechslungsreiche Ernährung, die reich an Ballaststoffen, Obst, Gemüse und Vollkornprodukten ist, fördert ein vielfältiges Mikrobiom. Verschiedene Lebensmittel liefern unterschiedliche Nährstoffe, die das Wachstum verschiedener Mikroben unterstützen.³
Probiotika und Präbiotika
Probiotika sind lebende Mikroorganismen, die gesundheitliche Vorteile bieten können, wenn sie in ausreichenden Mengen konsumiert werden. Sie sind in fermentierten Lebensmitteln wie Joghurt, Sauerkraut und Kimchi enthalten. Präbiotika sind unverdauliche Nahrungsbestandteile, die das Wachstum und die Aktivität bestimmter nützlicher Bakterien im Darm fördern. Sie sind in Lebensmitteln wie Bananen, Zwiebeln, Knoblauch und Vollkornprodukten zu finden.¹⁰
Vermeidung von Antibiotika
Antibiotika können nützliche Bakterien im Darm abtöten und das Gleichgewicht des Mikrobioms stören. Es ist wichtig, Antibiotika nur dann zu verwenden, wenn sie unbedingt notwendig sind, und sie mit Probiotika zu ergänzen, um das Mikrobiom wieder aufzubauen.¹
Stressbewältigung und Bewegung
Chronischer Stress und ein Mangel an körperlicher Aktivität können das Mikrobiom negativ beeinflussen. Regelmäßige Bewegung und Techniken zur Stressbewältigung wie Meditation und Yoga können dazu beitragen, ein gesundes Mikrobiom zu unterstützen.⁵
Die Bedeutung des Mikrobioms für unsere Gesundheit
Das Mikrobiom ist ein faszinierendes und komplexes Ökosystem, das viele Aspekte unserer Gesundheit beeinflusst. Von der Verdauung über die Hautgesundheit bis hin zur Fruchtbarkeit – ein gesundes Mikrobiom ist unerlässlich. Es ist wichtig, auf eine ausgewogene Ernährung und einen gesunden Lebensstil zu achten, um unser Mikrobiom und somit unser Wohlbefinden zu fördern.
Aufgrund der Vielfalt und Tiefe der Themen werde ich in zukünftigen Artikeln ausführlicher auf einzelne Bereiche eingehen.
Häufig gestellte Fragen zum Mikrobiom
Wie bekomme ich ein gesundes Mikrobiom?
Ein gesundes Mikrobiom erhältst du durch eine abwechslungsreiche und ausgewogene Ernährung, die reich an Ballaststoffen, Obst, Gemüse und Vollkornprodukten ist. Fermentierte Lebensmittel wie Joghurt, Sauerkraut und Kimchi können ebenfalls dazu beitragen, eine gesunde Darmflora zu fördern. Zudem solltest du Stress reduzieren und regelmäßig Sport treiben. Der Verzicht auf unnötige Antibiotika und die Einnahme von Probiotika können ebenfalls hilfreich sein.¹⁰
Was ist das Mikrobiom einfach erklärt?
Das Mikrobiom ist die Gesamtheit aller Mikroorganismen, die in und auf unserem Körper leben. Dazu gehören Bakterien, Viren, Pilze und andere Mikroben. Im Darmmikrobiom, einem der wichtigsten Teile des Mikrobioms, leben etwa 100 Billionen Mikroorganismen, die für die Verdauung, das Immunsystem und viele andere Körperfunktionen entscheidend sind.
Ist Darmflora und Mikrobiom das gleiche?
Ja, Darmflora und Mikrobiom werden oft synonym verwendet, um die Gemeinschaft von Mikroorganismen zu beschreiben, die im Darm leben. Der Begriff "Mikrobiom" ist jedoch umfassender und bezieht sich auf die Gesamtheit aller Mikroben in und auf dem Körper, während "Darmflora" speziell die Mikroben im Darm meint.¹
Wie merkt man, dass die Darmflora kaputt ist?
Anzeichen für eine gestörte Darmflora oder Dysbiose können Verdauungsprobleme wie Blähungen, Durchfall oder Verstopfung sein. Weitere Symptome können Müdigkeit, Hautprobleme, häufige Infektionen und eine erhöhte Anfälligkeit für Allergien und Nahrungsmittelunverträglichkeiten sein.²
Ist es sinnvoll, Probiotika einzunehmen?
Die Einnahme von Probiotika kann sinnvoll sein, besonders wenn du unter Verdauungsproblemen oder nach einer Antibiotika-Behandlung leidest. Probiotika können helfen, das Gleichgewicht der Darmflora wiederherzustellen und das Immunsystem zu stärken. Es ist jedoch wichtig, Probiotika in Absprache mit einem Arzt oder Ernährungsberater einzunehmen, um die für dich passenden Stämme zu finden.¹⁰
Welche Lebensmittel haben die meisten Probiotika?
Lebensmittel, die reich an Probiotika sind, umfassen fermentierte Produkte wie Joghurt, Kefir, Sauerkraut, Kimchi, Miso, Tempeh und einige eingelegte Gemüsesorten. Diese Lebensmittel enthalten lebende Mikroorganismen, die zur Gesundheit der Darmflora beitragen können.¹⁰
Was ist der Unterschied zwischen Probiotika und Präbiotika?
Probiotika und Präbiotika sind beide wichtig für die Gesundheit des Mikrobioms, erfüllen aber unterschiedliche Rollen:¹⁰
Probiotika sind lebende Mikroorganismen, die gesundheitliche Vorteile bieten, wenn sie in ausreichenden Mengen eingenommen werden. Sie helfen, das Gleichgewicht der Darmflora zu erhalten und können in Lebensmitteln wie Joghurt, Kefir, Sauerkraut, Kimchi, Miso und fermentierten Gemüsen gefunden werden. Probiotika unterstützen die Verdauung, das Immunsystem und können helfen, bestimmte Gesundheitsprobleme zu lindern.
Präbiotika hingegen sind unverdauliche Nahrungsbestandteile, die das Wachstum und die Aktivität bestimmter nützlicher Bakterien im Darm fördern. Präbiotika dienen als Nahrung für die Probiotika und helfen dabei, die guten Bakterien im Darm zu unterstützen. Sie sind in ballaststoffreichen Lebensmitteln wie Bananen, Zwiebeln, Knoblauch, Lauch, Spargel, Artischocken, Hafer und Vollkornprodukten enthalten. Präbiotika fördern die Gesundheit des Verdauungssystems, indem sie das Wachstum der nützlichen Darmbakterien unterstützen und somit das Mikrobiom stärken.
Referenzen/Footnotes
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Haftungsausschluss: Dieser Artikel dient ausschließlich Informationszwecken und ersetzt keinesfalls eine professionelle medizinische Beratung, Diagnose oder Behandlung. Konsultieren Sie bei gesundheitlichen Fragen oder Beschwerden immer einen Arzt oder qualifizierten Gesundheitsexperten.
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